Gestern morgen spazierte ich noch mit unserem Hund durch Eis und Schnee.
Gestern spät Abends war ich dann auch schon im deutlich wärmeren, wenn auch trotzdem abendlich kühlen Südfrankreich.
Da habe ich dann auch gleich Oscar, den jüngsten der drei Kinder kennen gelernt. Er ist gerade mal eine Woche alt. Die beiden älteren schliefen da natürlich längst, so dass ich sie erst heute zu Gesicht bekam, als wir sie vom Kindergarten abholten. Das ich kaum ein Wort von dem verstand, was sie mir erzählte, störte Castille überhaupt nicht und sie erzählte mir von Gott und der Welt.
Sie endete im Auto damit, dass sie mich liebe. Arthur, der Älteste - er ist fünfeinhalb - ist etwas zurückhaltender, doch er mochte die Türmchen, die ich zusammen mit ihm baute.
Insgesamt bin ich also gut angekommen.
Ich bin auch schon in den umliegenden Weinbergen spazieren gegangen und hatte einen ersten Eindruck von Cotignac. Das ist ein wirklich schönes Dorf, mit einer außergewöhnlichen Felsformation, auf der zwei alte Türme stehen und hinein gebaut wurde auch. Sieht fast wie eine Zwergensiedlung aus, die aus der Erde gezogen wurde. Ich freue mich schon mir das genauer anzusehen! Sobald ich meinen Fotoapparat habe gibt es davon auch Bilder. :)
Heute habe ich "mein" Auto kennengelernt. Da es wirklich Charakter hat, werde ich es wohl noch taufen, eines wie dieses braucht einen Namen. Am besten den eines Esels... Es hat bereits 200.000 km hinter sich und wird vermutlich niemals schneller als 100, wobei ich bisher maximal 60 gefahren bin, es fühlt sich aber so an. Der Schaltknüppel mag's gern dreckig und gerührt, so hatte ich zunächst etwas Schwierigkeiten ihn davon zu überzeugen mir den ersten Gang einzulegen. Aber ich bin mir sicher - das Auto und ich - werden gute Freunde!
Auch beginne ich langsam ungefähr jeden zwanzigsten Satz, den mir Castille erzählt, zu verstehen. Sie ist auch die Hartnäckigste und sagt das Gleiche zwei tausendmal, während sie mich eindringlich fixiert und wild gestikuliert.
Außerdem gab es heute einen guten Wein zum Abendessen, dass aus einem Gemüse, das ich nicht erkannt habe, Champions, Zwiebeln und Rührei bestand. Da ich hier jedoch nicht nur mitten im Weinanbaugebiet lebe, sondern auch im Trüffelgebiet, waren davon auch gleich welche im Rührei.
Ansonsten habe ich einfach das "deutscher-März-Wetter" genossen, mit dem Baby auf meinem Bauch in meinem Pullover, mit Wolldecke und Buch.
Kaum angekommen geht es am Freitag bereits auf Reisen.
Alte Gemäuer, Tavernen ambientiger als irgendwo sonst und große, runde Türme - Cité von Carcasonne scheint seit dem 13. Jahrhundert unverändert zu sein. Wir haben nur kurz zum Essen vorbeigeschaut - aber eines ist sicher - ich muss da irgendwann noch einmal hin! Wir haben im L'Ostal des Troubadours gespeist, einem Restaurant neben der Stadtmauer (was, nebenbei bemerkt, auf viele der Lokale hier zutrifft). An den Wänden hängen Wandteppiche mit mittelalterlichen Motiven. Doch auch gehämmerte Töpfe und Schöpfkellen aus Bronze hängen dort. Überall sind Wimpel und Troddeln. Eine Treppe aus dunklem Holz führt eine Ebene höher, ein schwerer Vorhang hängt zwischen zwei alten Balken. in einem gemauerten, offenem Ofen brennt ein Feuer auf dem zwei Brötchen auf einem schmiedeeisernen Rost backen. Obgleich ich schon in einigen war, habe ich noch nie eine so schöne, mittelalterlich-authentische Taverne bewundern dürfen!
Nun aber noch zum Rest der Stadt; Überall ist hugeliges Kopfsteinpflaster, dass durch verwinkelte Straßen unter hohen und niedrigen gemauerten Bögen hindurch führt. Besonders schön ist die Kirche mit ihren hohen Spitzbogenfenstern, mit bunten Glasmosaiken darin. Wie zauberhaft es sein mag, wenn man sich in der Kirche befindet und die Sonne ihre Finger durch diese Fenster streckt! Besonders eindrucksvoll hingegen sind die wuchtigen Rundtürme, die durch breite Mauern mit Zinnen und Wehrgängen verbunden werden.
Wie sich Castille freut, als der Taubenschwarm, der zwei der Turmdächer zur Hälfte bedeckt, wie auf ein geheimes Zeichen hin, aufsteigt. Hunderte Vögel erzeugen ein weiß-graues Wechselspiel vor dem blauen Himmel. Etwas verfroren - der Wind hat einen fast umgeweht - steigen wir zurück ins Auto und weiter geht's.
Am Abend erreichen wir Bordeaux, das Zwischenziel wo wir übernachten. Bordeaux hat wunderschöne, stuckverzierte Gebäude, mit denen es mich an Wien erinnert. Außerdem ist da ein Gewässer, neben bunten Laternen, die ein sanftes, magisches Licht aussenden. Doch bis auf die Lichter kann ich in der allgemeinen Dunkelheit nicht viel erkennen. Morgen weiß ich dann Genaueres!
Nach dem Ausschlafen waren wir in einem riesigen Indoor-Markt, mit allem was man essen kann. Ein bisschen wie der Münchner Viktualienmarkt und der italienische Indoor-Markt, der sich dem anschließt - nur beides zusammen, drinnen und ohne Nicht-Lebensmittel. Zusammen mit Castille bin ich dort umhergestreunt. Am besten gefielen ihr die Fische und Krabben. Außerdem habe ich an einem Stand ein Gebäckstück gekauft, dass in einer dünnen Mürbeteigschale so weiße, karamellisierte Zuckercreme hatte. Dieser Stand war übrigens der einzige, der nur ein Produkt verkaufte...
Kurze Zeit später sind wir bereits wieder im Auto. Das Gewässer von gestern ist der große Fluss Gironde, der durch Bordeaux fließt.
Dann kommen wir an in Bourcefranc-le-Chapus, einem kleinen Ort am Atlantik. Hier findet nun ein großes Freundschaftsessen statt, bei dem ich zum ersten Mal in meinem Leben Austern probiere. Sie schmecken nicht unbedingt schlecht, aber so ganz begreifen kann ich nicht, was an einem Schluck Meerwasser mit Essig oder Zitronensaft und Butterbrot so toll sein soll. Dafür waren die verschiedenen Weine wirklich gut! Auch zwei verschiedene Biere habe ich gekostet, doch auch wenn sie ganz ok waren, konnten sie mich nicht wirklich überzeugen... Da bleibe ich lieber beim Wein, zumal ich sowieso Mühe hatte, alle vier Weine zu probieren und dabei den jeweiligen Ausschenker davon zu überzeugen, mir nur so viel zu geben, dass ich nachher noch arbeiten kann.
Später waren die Kinder, die Mutter und ich noch am Atlantik, wobei wir das Auto nicht verlassen haben. Schließlich war es nicht nur sehr windig draußen, sondern auch die beiden jüngeren Kinder eingeschlafen. Doch die Aussicht war super - direkt auf einen alten Leuchtturm. Erst dachte ich, jemand habe eine Miniburg ins Meer gebaut. ^^ Gegenüber, durch eine ewig lange Autobrücke mit dem Festland verbunden, liegt die Insel Ré.
Zum Tagesabschluss sehen wir uns noch die Austernzucht von einem der Freunde an. Danach geht's ins Hotel schlafen.
Heute geht's, nach einem Brunch mit noch einmal anderen Freunden, zurück. Dieser war in einem merkwürdigen Haus. Das Gebäude selbst war groß und hell, mit beigen Wänden und hellbraunen Balken. Doch anstatt einer Designer Eckcouch und herumliegenden Apple-Geräten, was gut gepasst hätte, stehen dort drei verschiedene Sofas, an den Wänden hängen Bilder mit maritimer und vereinzelt anderer Thematik, in völlig unterschiedlichen Maltechniken gefertigt. Die Möbel sind alt bis echt antik, teilweise mit goldenem Stuck. Im Gegensatz dazu steht in einer Ecke ein pinker Patchworksessel. Dazu kommen Modelschiffe, Seemöwen aus Holz, ein Rettungsring, eine Unmenge an Kuscheltieren, Babuschkas und Kissen mit chinesischen Seidenbezügen. Es ist als hätten sich ein Atlantiksouvinierladen, meine Uroma und ein alter Spielzeughändler ihren gesamten Besitz in einem neuen, architektonischen Geniestreich versammelt. Dennoch sieht jede Ecke für sich betrachtet irgendwie gut aus. Als wäre ich bei einer modernen Hexe gelandet, oder so...
Am Mittwoch, den 18. starb Samuel Widmer. Er war ein Arzt, ein Therapeut, ein Mensch, der neue Wege geht, doch vor allem war er ein Liebender. Für mich war er spiritueller Lehrer und Freund. Um ihn erblühte ein Feld der Liebe, was sich auch in seinen elf Kindern und drei Frauen ausdrückt, doch auch in der großen Gemeinschaft, in der er lebte. Viele werden ihn vermissen.
In stiller Liebe wünsche ich dir eine gute Reise ins Unermessliche, lieber Samuel!
Stille
Wenn der Tod ins Leben tritt
Ein Lächeln, tiefer als alles zuvor
Darin ich dir Freundschaft schwor
Ich bin dir nie mehr
So ganzheitlich begegnet
Für kurz ist alles aufgeräumt und leer
Es ist als hätte es geregnet
In mir ist alles weg gewaschen
Durch anmutig, schöne Trauer
So gehe ich dem Alltag durch die Maschen
Ich wünsche die Stille sei von Dauer
Ich will nicht Unwichtigem hinterher hecheln
Eine Trauer so tief wie das Lächeln
Gestern war ich wieder in Carcès, an einem kleinen Wasserfall, den ich neulich auf einem meiner Streifzüge entdeckte.
Es ist sehr schön und still dort. Niemand sonst geht dorthin, zumindest nicht im Januar. Vielleicht ist es im Frühling oder Sommer anders. Der Fluss wird an der Stelle, an der es möglich ist, zu ihm hinunter zu gehen, breit und am Rand sehr träge. Große Steine und Totholz liegen in ihm und so ist es ein Leichtes, über diese Tritte zu einer kleinen Insel in seiner Mitte zu kommen. Ein alter Baum streckt sich dort gen Himmel.
Ich liebe es, an ihn angelehnt zu sitzen und in Richtung Wasserfall zu sehen, der, direkt gegenüber, sprudelnd das stetige Fließen des Flusses unterbricht.
Ein idealer Ort zum lesen, meditieren und lernen.
Bald gibt es auch Fotos davon, da ich mir eine Kamera bestellt habe, die hoffentlich bald zu mir kommt.
Außerdem habe ich vor Kurzem Leonie, ein anderes AuPair aus Deutschland, kennengelernt. Ich denke, wir werden uns mögen. :)