...und Vernunft. Diesmal habe ich mal nichts Verbotenes oder auch nur Unvernünftiges gemacht. Ausnahmsweise... Der Tag in la Plagne startet bei herrlichem Sonnenschein und -2°C. Perfektes Skiwetter. Ausgerüstet mit Getränk und Kamera in meinen Straßenschuhen als Stoßschutz im Rucksack, ging es heute auf den Berg.
Da die Lifte erst um 9 Uhr öffnen (und auch nur die frühen) bin ich sogar ausgeschlafen. Wobei ich bei dem endlosen Glitzern und Funkeln des Schnees in der strahlenden Sonne auch schon um 6 Uhr hätte aufstehen können. Es ist wirklich atemberaubend schön! Außerdem wohnen wir hier in einem Apartment im 13. Stock, was eine großartige Aussicht mit sich bringt. Außerdem gab es gestern Nacht ein Feuerwerk. Welch ein netter Zufall!
Jetzt aber zurück zu mir zwischen Himmel und Erde in endlosem Weiß. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal eigentlich Ski fahren war... 5 Jahre? 7 Jahre? Jedenfalls beginne ich zur Sicherheit erst einmal mit einer langgezogenen, blauen (=einfach) Talabfahrt. Dabei stelle ich zu meiner Begeisterung fest, dass ich mindestens so gut bin wie ich damals war. Vielleicht liegt es auch einfach an der Weiterentwicklung der Technik... Das möchte ich nicht ausschließen. ;) An sich ist es auch nicht sonderlich wichtig. Ich habe einfach den Sonnenschein und die Aussicht genossen. Von fast überall wo ich gefahren bin, konnte ich auf Gebirgsketten blicken, die sich erhaben gen Himmel streckten. Natürlich bin ich nicht nur blaue Pisten gefahren. Nachdem mir auch die roten viel Freude und keine Schwierigkeiten bereiteten und ich mich brav an die vorgeschriebenen Pisten hielt wegen der hohen Lawinengefahr, versuchte ich mich auch an einer schwarzen. Ich stand oben an dem steilen Hang und blickte auf die buckelige Strecke vor mir, die dafür erstaunlich wenig plattgefahren war. Ein Powderversprechen. Eine Herausforderung. Ich hatte Schiss... Also wartete ich bis ein Geschwisterpaar vorbeikam, dass ich fragte, ob ich mich ihnen anschließen könnte für diese Piste. Letztlich war sie dann doch viel weniger bedrohlich als ich glaubte. Trotzdem war ich froh sie getroffen zu haben. Wir hatten spannende Gespräche und sind noch zwei weitere Pisten gemeinsam gefahren. Leider verlor ich sie dann aus den Augen.
Anschließend wollte ich die schwarze Route noch einmal in Angriff nehmen - diesmal ohne Pause nach jeder Kurve... Doch es rieselte bereits sanft der Schnee vom Himmel, als ich in den Lift einstieg und oben angekommen war es ein ausgewachsener Schneesturm. So traf ich an diesem Tag meine erste ungewöhnlich vernünftige Entscheidung und nahm die rote Route, die mich bei einer Sicht bis zu meinen Skispitzen (zumindest was das Erkennen von Bodenbeschaffenheiten betrifft) bereits ziemlich forderte. Vor allem der erste Abschnitt war echt unangenehm. Der Wind peitschte mir den Schnee um die Nase, dass diese sich anfühlte, als würde sie mit Schmirgelpapier bearbeitet werden. Doch je weiter runter ich kam, desto besser wurde es. Heute bin ich dann nicht mehr bis ganz oben gefahren. Natürlich habe ich den zweiten Teil des Tages trotzdem genutzt. Zumal der Dauerschneefall auch seine Vorteile hatte - alle Raser und Vollidioten waren gegangen, zusammen mit allen Schleichern. So waren die Pisten jetzt sehr angenehm befahrbar und der frische Schnee lies nach und nach das schabende Geräusch von Skiern auf Eisfeldern verschwinden. Flüsterleise wurde es im Tanz der Schneeflocken.
Am Abend gab es dann noch lecker Raclette, während draußen der Schneefall stetig zunahm - beschienen von der Beleuchtung vor dem Haus. Wunderschön sieht das aus. Magisch. Als würden die Sterne vom Himmel sinken oder lauter kleine Feen in weißen, leuchtenden Kleidern umherschwirren.
Nachdem am Dienstag der Schneesturm wütete als gäbe es kein Morgen, war das Wetter gestern fast schon schön. Es trieben nur vereinzelt Schneeflocken durch die Luft und auch wenn es teilweise wirklich heftige Böen gab, so blies der Wind doch nicht die ganze Zeit. Dennoch waren alle Lifte, die auf die Bergspitzen führten gesperrt. Dadurch musste ich zweimal 20 min in der Schlange stehen und auch viele der Pisten waren ziemlich voll.
Dafür war der Schnee erstklassig - 60 cm Pulverschnee. Auf den schwarzen Pisten und außerhalb der Pisten (einer der Fahrlehrer war so freundlich mir ein paar Strecken zu zeigen) war ich teilweise bis zur Hüfte im Schnee - und zwar fahrender Weise. Allerdings muss ich zugeben - gestern habe ich durchaus das ein oder andere Vollbad genommen. Konnte ich diesmal zwar in schönen, gleichmäßigen Schwüngen die Berge hinunterfahren ohne nach jeder Kurve zu pausieren, so bezahlte ich dafür mit jeder Menge "mich-und-meine-Skier-ausbuddel-Arbeit". Zumal "meine" Skischuhe von Montag anderweitig verliehen wurden und die gestrigen mir nicht perfekt passten. Auch muss ich zugeben, dass Anfängerskier einfacher zu bedienen sind, als welche, die speziell zum Powdern gefertigt wurden.
Einmal landete ich kopfüber im weichen Weiß hinter einer Skischulgruppe von vielleicht neunjährigen Kindern, die alle lachten mussten - selbst der Skilehrer grinste belustigt. Tja, da bleibt nur viel üben! Ich habe mich nach einer Zeit dann doch noch an meine Ausrüstung gewöhnt, so dass ich etwas seltener meine Nase in den Schnee steckte.
Ansonsten habe ich die wahrhaft magische Atmosphäre der verschneiten Wäldchen genossen. Während ich mit dem Sessellift den Berg hinauf fuhr, landete ein kleines Vögelchen auf der Spitze einer Fichte und begann zu singen. Das war wirklich ganz besonders. Außergewöhnlich. Später bin ich dann noch den Zauberwald gefahren. Ich weiß gerade leider nicht wie die Piste tatsächlich heißt, aber dort sind jede Menge geschnitzter Holzstatuen. Hexen, Feen, Kobolde und Drachen tummeln sich dort unter den schneebedeckten Bäumen und begleiten deinen Weg abwärts.
So hatte ich insgesamt trotz vieler (harmloser) Stürze einen wunderschönen Tag!
Heute allerdings schmerzt mich jeder Muskel im Leib und mein linkes Knie ist der Meinung, dass ich durchaus ein bisschen mehr Pausen hätte machen können. Aber wenn ich könnte, würde ich heute gleich wieder Ski fahren...
Wir haben einige Schneeobjekte gebaut denn der Schnee hatte sich in hervorragenden, pappigen Bauschnee verwandelt. Unter anderen einen Schneethron für Castille, die kleine Eiskönigin. In Frankreich ist es übersetzt übrigens die "Schneekönigin", eine Festung für Arthur unseren tapferen Ritter und zuletzt noch die Eltern der Kinder - als im Mondenschein tanzende Schneemenschen.
Anmerkung: Die anderen Bilder wurden zugunsten neuer gelöscht, da mir hier nur begrenzt Speicherplatz zur Verfügung steht.
Bei strahlendem Sonnenschein bauten Arthur und ich einen dritten Schneemann. Diesmal mit deutlich mehr Zeit und dadurch mit Schuhen, Nase, Punkfrisur und Kusslippen.
Mittags war es auf unserem Balkon sogar so warm, dass ich im T-Shirt draußen gelesen habe, während Oscar drinnen schlief und die anderen Ski fuhren.
Mittwochabend kommen wir in Paris an - im Appartement von Marie-Carolines Mutter. Zeit noch einen kleinen abendlichen Streifzug zu unternehmen und den funkelnden Eiffelturm zu bewundern.
Am nächsten Tag geht's dann bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel nach oben. Allerdings ist alles etwas diesig - ist das alles Luftverschmutzung? Dennoch kann ich weit über die Stadt blicken, die sich zu Füßen des Turmes erstreckt.
Nachdem ich noch etwas umher geschlendert bin, geht es weiter auf's Land zu den Eltern von Albéric, bei denen die Kinder und ich bis Sonntag bleiben werden. Das Haus ist riesig - ein altes Herrenhaus mit Innenhof, kleinem Türmchen und riesigem Garten darum herum. Innen hängen überall Geweihe, ausgestopfte Tiere und Gemälde von Jagdszenen. Ein Haus, in dem in Krimis die Opfer oder die Täter wohnen... Das Zimmer in dem ich untergebracht bin, befindet sich im zweiten Stock und ist komplett türkis. Doch auch wenn dieses Zimmer geschmacklich fraglich ist, bin ich einfach sehr froh, dass mich hier nirgends ein Tier anglotzt. Teilweise finde ich die nämlich ein bisschen zu gruselig, um mit ihnen in einem Raum zu schlafen...
Die Eltern unterdessen verbringen diese Zeit auf einer Weinmesse auf einem Schiff und kommen Sonntagmittag zurück.
Ein ganz schmaler Sichelmond zeigt sich am Nachthimmel, der gerade das letzte Licht in verschiedenen Blauschattierungen verabschiedet. Trotzdem ist auch der restliche Mond, als zarter Schatten auszumachen und von Ferne blöken die Schafe von Nachbars Weinberg. Sie fressen das Gras zwischen den Weinstöcken weg. Die Luft ist lau.
Der Tag war sehr schön. Die meisten Frühlingsboten sind bereits seit drei Tagen verblüht und es war sommerlich warm. Arthur und ich sind etwas Rad gefahren und während Castille im Turnen war konnte ich mit Blick auf meinen Wasserfall Devil Stick üben.